Selbstaufopferung als politische Waffen
Die Analyse von individuell frei gewählten oder kollektiv geplanten Zuiziden von Liebenden (denken Sie z.B an Kleist) oder Gruppenmitgliedern (Sekten, Masada etc.) begleitet das psychoanalytische Denken seit seinen Anfängen. Trotz des Unterschiedes zwischen der Verbundenheit von Liebenden, die den gemeinsamen Freitod wählen und dem politischen Mord an Menschen durch Selbstopferung, kann hierbei von einer unbewussten phantasmatischen Ebene gesprochen werden, die den Selbstmörder mit seinen Opfern und außenstehenden Beobachtern verbindet. Der emotionale Schatten, den diese Art der Gewalt aufwirft – der Schatten eines Objekts, das beschließt, seine Subjektivität durch den Tod in den Armen seines Opfers zu erlangen, ist länger, dunkler und weitaus komplexer als die konventionellen Formen sozialer Gewalt.
paper presented in the Institute for Sociology at Frankfurt University